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Der schlimmste Albtraum? DALL·E 2!

1. April 2025
Philip Reitsperger

Was ist Dall E 2?

DALL-E ist eine künstliche Intelligenz, die von OpenAI entwickelt wurde. OpenAI ist ein Unternehmen für KI-Forschung und -Bereitstellung.


Source: Mid Journey

Die Mission von OpenAI ist es sicherzustellen, dass künstliche allgemeine Intelligenz (AGI), – womit wir hochautonome Systeme meinen, die Menschen bei einem Großteil der wirtschaftlich wertvollen Arbeit übertreffen, – der gesamten Menschheit zugutekommt.

Mit dem neuen Produkt DALL-E 2 scheint es dem Unternehmen tatsächlich zu gelingen. DALL-E 2 kann innerhalb von Sekunden Bilder von beeindruckender Qualität generieren, basierend allein auf einer einfachen Texteingabe. Es bietet verschiedene Stile und einen kreativen Ansatz.

Das Problem dabei ist jedoch, dass DALL-E 2 die kreative Gemeinschaft weiter unter Druck setzt, da es künstlerische und handwerkliche Fähigkeiten von Menschen zu übertreffen scheint.

Aber wie funktioniert Dall E 2?

Die KI funktioniert durch Texteingabe. Benutzer:innen können die gewünschten Bilder in kurzer und einfacher Textform beschreiben, und die KI präsentiert visuelle Interpretationen dieser Texteingaben. Wenn eines der Bilder passend ist, können Benutzer:innen es weiter bearbeiten, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Für eine technische Beschreibung von Dall E 2 verweisen wir hier auf einen hervorragenden Artikel von: Alberto Romero

Wunderbar denken wir uns! Sie sich auch? Durchwegs skurril und interessant. Doch in den letzten Wochen kam es in den Mainstream-Medien zu kritischen Diskussionen über Dall E 2 und seine Implikationen/Folgen.

Warum und von wem wird die Nutzung von Dall E 2 kritisiert?

Manche Menschen haben berechtigte Bedenken hinsichtlich einer Gefahr für kreative Schaffende, und das aus gutem Grund. Kreative Branchen haben traditionell mit prekären Bedingungen gearbeitet, bei denen die wirtschaftliche Verwertbarkeit ihrer Leistungen im Vordergrund steht. Wenn ihre Leistungen nicht monetär verwertbar sind, haben sie oft keinen Wert. Und hier kommt DALL-E 2 ins Spiel. Die KI ist schnell, vielseitig und kostengünstig in der Erstellung von Inhalten.

Diese Vorteile kommen insbesondere Magazinen, Zeitungen, digitalen Plattformen und Werbezwecken zugute, in denen Fotos und Illustrationen dekorativ und kurzzeitig eingesetzt werden. Anstelle von Stock-Fotos finden nun Bilder von DALL-E 2 ihren Platz.

Auch die aktuelle rechtliche Situation erleichtert die Nutzung, da aus rechtlicher Sicht keine Urheberrechte für diese Werke existieren. „Die Maschine“, also die KI, gilt als Schöpferin – die meisten Rechtsordnungen sehen bisher vor, dass nur ein Mensch Urheber eines Werkes sein kann und diese Rechte auch durchsetzen kann. Die Werke von DALL-E 2 sind daher automatisch gemeinfrei.

Sogar renommierte Magazine wie „Cosmopolitan“ oder „Economist“ haben KI zur Gestaltung ihrer Cover verwendet. Der KI-Hype breitet sich aus. Ob dies zu einer nachhaltigen Veränderung in der Medienlandschaft führen wird, bleibt abzuwarten.


Peach Chair - Bild für Blogpost DALL-E 2, der schlimmste Alptraum der kreativen Klasse von Philip Reitsperger
Ein Beispiel: “an armchair in the shape of a peach ” - Source DALLE2
AI kreiertes Cover von Cosmopolitan
Statue mit Laptop - Bild für Blogpost DALL-E 2, der schlimmste Alptraum der kreativen Klasse von Philip Reitsperger
“A full-body statue holding a computer sitting at the edge of a pool in a roman bath. Marble, copy after Hellenistic original from ca. 200 BC, hyperrealism.“ - Source DALLE2

Blickt man auf den bestehenden Markt für Stock-Fotos, könnte man die Aufmischung des Marktes durch DALL-E 2 durchaus begrüßen. Endlich gibt es eine spannende und inhaltlich selbst gestaltbare Alternative, die kostengünstig und inspirierend ist.

Tatsächlich ist die Qualität von Massenware an Stock-Fotos oft eher schlecht, inhaltlich banal und ohne Aura oder Leben – sie sind daher oft unbrauchbar. Diese Fotos haben kreativen Schaffenden selten zum Erfolg verholfen, sondern eher den Plattformbetreibern selbst.

Aus diesen Gründen könnte man DALL-E 2 eher als Ergänzung denn als Bedrohung betrachten. Es stellt keine ernsthafte Konkurrenz für kreative Schaffende dar, da letztendlich gilt: Schöpferische Kraft ist nicht gleichbedeutend mit künstlerisch-handwerklicher Leistung. Jeder Computer kann eine Venus von Milo reproduzieren, aber ihre Einzigartigkeit liegt in der Idee und dem Zeitpunkt ihrer Entstehung.

Dennoch ist die Furcht einiger produktionsorientierter Designer:innen oder Illustrator:innen durchaus verständlich. Die Kannibalisierung handwerklicher Leistungen durch neu entstehende Technologien ist kein neuer Trend, und das, was DALL-E 2 heute bietet, ist wahrscheinlich nur der Anfang.

Moral im Kontext der künstlichen Intelligenz?

Eine Technologie wie DALL-E 2 bringt jedoch nicht nur produktionstechnische Änderungen mit sich, sondern auch moralische Implikationen.

Indem die KI visuelle Inhalte definiert, trifft sie moralische Entscheidungen. Rassenstereotypen, geschlechtsspezifische Zuordnungen, das Böse, das Gute, das sexuell Legitime – all das wird nun von einer KI definiert. DALL-E 2 bewertet und verleiht Bedeutung innerhalb der Möglichkeiten, die OpenAI der KI ermöglicht.

Ein Beispiel:
“a beautiful man sits in a red chair and drinks a coffee, painting”


“a beautiful man sits in a red chair and drinks a coffee, painting” - Source DALLE2

Warum also dieser Mann? Warum ist er weiß? Warum hat er einen Dreitagebart? Warum hat er strubbelige Haare? Warum ist er in seinen 30ern? Warum sitzt er auf diesem Stuhldesign? Warum trägt er diese Hosen? Und warum ein V-Ausschnitt? All diese Fragen bleiben unbeantwortet und orientieren sich nach den Normen und somit nach den Ansichten und Werten einer kleinen Gruppe von Menschen, die im Hintergrund unsichtbar bleiben.

Open Ai sagt dazu:

Unsere Inhaltsrichtlinie erlaubt es Benutzer:innen nicht, unter anderem gewalttätige, nicht jugendfreie oder politische Inhalte zu erstellen. Wir generieren keine Bilder, wenn unsere Filter Textaufforderungen und Bild-Uploads erkennen, die möglicherweise gegen unsere Richtlinien verstoßen. Wir haben auch automatisierte und menschliche Überwachungssysteme, um Missbrauch vorzubeugen.

Die Problematik besteht also darin, dass wir der KI und ihren „Moderator:innen“ die Entscheidung darüber überlassen, was ein „schöner Mann“ ist – wobei dieses Beispiel der ästhetischen Bewertung noch recht harmlos ist. Da die Quellen der KI nicht einsehbar sind und keine Kontrollinstanz vorhanden ist, werden Stereotype verstärkt und im schlimmsten Fall die Grundlagen einer neuen Leitkultur geschaffen.

Darüber hinaus ermöglicht DALL-E 2 tiefgreifende Manipulationen bereits bestehender Bilder von Menschen. Die Software kann helfen, den Kopf einer Person auf einen muskulösen männlichen Körper oder den Körpermaßen eines 16-Jährigen zu montieren. Und das schnell, einfach und relativ perfekt.

Darüber hinaus ermöglicht DALL-E 2 tiefgreifende Manipulationen bereits bestehender Bilder von Menschen. Die Software kann helfen, den Kopf einer Person auf einen muskulösen männlichen Körper oder den Körpermaßen eines 16-Jährigen zu montieren. Und das schnell, einfach und relativ perfekt.

Hintergründe zu ändern, Körperteile zu ergänzen oder zu manipulieren – künstliche Intelligenz ist in der Lage, die Identität des Individuums und die Würde des Menschen selbst zu verändern. Die Zustimmung der abgebildeten Person wird von der KI nicht überprüft und wird vorausgesetzt. Ob diese Zustimmung tatsächlich vorhanden ist, wird nicht weiter überprüft. OpenAI sichert sich in den Nutzungsbedingungen lediglich rechtlich ab.


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